Alle WM-Bälle seit 1930
Jede Fußballweltmeisterschaft verfügt über einen eigenen WM Ball, mit dem nicht nur während des Turniers gespielt wird. Vielmehr sind die WM Bälle zu einem sehr beliebten Fan Artikel geworden. Seit 1970 stellt ausschließlich Adidas den WM Ball her und darf diesen auch exklusiv vermarkten. Bis dahin war das jeweilige Gastgeberland für den WM Ball zuständig. Seit 1958 verfügen die Bälle über einen Namen, der eine enge Verbindung zum Gastgeberland herstellte. Wir zeigen Ihnen an dieser Stelle kurz, mit welchen Bällen gespielt wurde und was die Besonderheiten hierbei sind.
Die erste WM findet 1930 in Uruguay statt. Im Finale kommen zwei Bälle zum Einsatz
Uruguay 1930: Tiento und T-Model
Bei der ersten WM im Jahr 1930 in Uruguay kamen im Finale zwei Fußbälle zum Einsatz, da sich die beiden Finalisten nicht auf einen Ball einigen konnten. Daher wurde die erste Halbzeit mit dem von Argentinien bevorzugten Tiento gespielt…
und die zweite Halbzeit mit dem von Uruguay bevorzugten T-Model gespielt. Das Spiel endete mit 2:4 für Uruguay, die damit der erste Fußball Weltmeister waren.
Italien 1934: Federale
Bei der WM 1934 in Italien wurde mit dem Federale gespielt. Dieser Ball bestand aus einer braunen Baumwolle und war damit etwas weicher, als die Lederbälle, die im Jahr 1930 zum Einsatz kamen.
Frankreich 1938: Allen
Der Allen war ein handvernähter, brauner Lederfußball und kam bei der WM 1938 in Frankreich zum Einsatz.
Die 50er Jahre: Es wird wieder Fußball gespielt und Deutschland ist erstmals Weltmeister
Brasilien 1950: Super Duplo T
Der Super Duplo T war ein klassischer Lederball aus echtem Rindsleder. Dennoch sollten gerade diese beiden Weltmeisterschaften nicht unerwähnt bleiben. So fand 1950 in Brasilien die erste Weltmeisterschaft nach dem 2. Weltkrieg statt. Diesen ganz besonderen Weltmeistertitel sicherte sich Uruguay. Das Team gewann gegen Brasilien mit 2:1.
Schweiz 1954: Swiss WC Match Ball
Gerade die WM in der Schweiz war für die Deutsche Nationalmannschaft ein ganz besonderes Turnier. Nicht nur das sie sich als Außenseiter bis ins Finale gegen Ungarn kämpften, sie gewannen auch noch die Weltmeisterschaft. Kaum einer, der die Bilder inklusive des legendären Kommentars heute noch sieht, bekommt hierbei keine Gänsehaut. Der Swiss WC Match Ball unterschied sich von seinem Vorgänger darin, dass er nicht aus gefettetem, sondern einem lohgegerbten Rinderleder gefertigt wurde.
Top Star – Schweden 1958
1958 trafen die besten Fußballteams der Welt in Schweden aufeinander. Weltmeister wurde Brasilien, welches das Gastgeberland Schweden im Finale mit 5:2 besiegte. Während des Turniers wurde der Ball Top Star eingesetzt. Dieser wurde aus über 100 Bällen von den schwedischen Organisatoren ausgewählt und stammt natürlich auch aus dem skandinavischen Land. Der Ball wurde aus einem leicht gelben Leder gefertigt.
Die 60er Jahre: Pele wird zum Star und die Welt diskutiert über das Wembley Tor
Mr. Crack – Chile 1962
In Chile fand 1962 die Fußballweltmeisterschaft statt, bei der Brasilien seinen Titel im Endspiel gegen die damalige Tschechoslowakei mit 3:1 verteidigen konnte. Der damalige WM Ball Mr. Crack konnte im Turnier aber nicht überzeugen, so dass die Verantwortlichen den TOP Star aus Schweden (1958) aus der Reserve holten.
Challenge 4-Star – England 1966
Wer erinnert sich nicht an das legendäre Finale England gegen Deutschland bei der WM in England 1966. Die Gastgeber gewannen das Finale mit 4:2 nach Verlängerung- Bis heute sind sich selbst Experten nicht einig, ob der Ball beim berühmten Wembley Tor nun vor oder hinter der Linie war. Am Ball selbst hat dies aber garantiert nicht gelegen. Der Challenge 4 Star stammte zwar aus dem Gastgeberland, konnte aber mit einer sehr guten Qualität punkten. Der Lederball besaß eine rötlich-braune Färbung.
Die 70er Jahre: Der Telestar dominiert und Deutschland wird Weltmeister
Telstar – Mexiko 1970
Zum ersten Mal übernahm die FIFA bei der Weltmeisterschaft in Mexiko 1970 selbst die Organisation des WM Balls und vergab den Auftrag zur Herstellung an die deutsche Firma Adidas. Auch dieser bestand noch vollständig aus Leder. Mit dem Telstar konnte Brasilien zum dritten Mal in 12 Jahren den Weltmeistertitel holen. Damals noch mit dem Weltjahrhundertfußballer Pele. Der Name Telstar ist eine Hommage an den ersten Kommunikationssatelliten Telstar. Dieser war ebenfalls relativ rund und sorgte zusammen mit seinen Nachfolgern für weltweite Fernsehübertragungen und Telefonverbindungen. Der Ball war in schwarz-weiß gehalten, wodurch er im schwarz-weiß Fernsehen besser zu erkennen war. Die Farbgebung wird trotz des Farbfernsehens bis heute noch beibehalten.
Telstar Durlast – Deutschland 1974
Die WM in Deutschland 1974 war gerade für das Gastgeberland eine ganz besondere Weltmeisterschaft. Schließlich wurde Deutschland zum zweiten Mal Weltmeister und besiegte in einem spannenden Finale Holland mit 2:1. Experten sind sich einig, dass das Team um Franz Beckenbauer und Günter Netzer zu den besten Mannschaften aller Zeiten gehört. In zwei verschiedenen Varianten eingesetzt, erlebte der Telstar als offizieller WM Ball ein Comeback. Der Name wurde leicht modifiziert und hieß nun Telstar Durlast. Besonders bekannt ist der Ball für seine zwölf schwarzen und 20 weißen Panels.
Tango Durlast – Argentinien 1978
Vier Jahre nach der WM in Deutschland fand die Weltmeisterschaft in Argentinien statt. Das Gastgeberland Argentinien konnte sich gegen die Niederlande im Finale mit 3:1 nach Verlängerung durchsetzen. Der offizielle WM Ball trug den Namen Tango Durlast. Dies war auch eine kleine Hommage an den weltberühmten Tanz, der bekanntermaßen aus Argentinien stammt. Designtechnisch gab es bei diesem Ball einige Neuerungen. Auch wenn die Bälle weiterhin aus Sechs- und Fünfecken gefertigt wurden, vermittelte der Aufdruck von 20 deckungsgleichen Triaden den Eindruck, als ob der Ball aus zwölf identischen Kreisen bestünde. Dieses Design wurde bis zur WM 1998 in Frankreich beibehalten.
Die 80er Jahre: Innovationen und die Hand Gottes
Tango España – Spanien 1982
Die Weltmeisterschaft von 1982 fand in Spanien statt. Das Finale bestritten Italien und Deutschland, wobei sich das italienische Team mit 3:1 durchsetzen konnte und Weltmeister wurde. Beim WM Ball gab es rein optisch nur wenig Veränderungen. Der Tango España war ein Lederball. Eine Innovation war hingegen die Tatsache, dass die Nähte nicht mehr zusammengenäht, sondern verschweißt wurden.
Azteca México – Mexiko 1986
Die wohl größte Innovation in der Geschichte des WM Balls gab es bei der Weltmeisterschaft in Mexiko 1986. Der Azteca México war nämlich der erste offizielle WM Ball, der aus synthetischen Materialen hergestellt wurde. Dies hatte den Vorteil, dass der Ball auch kaum noch Feuchtigkeit aufnehmen konnte und dadurch nicht mehr den Spielfluss beeinflusste. Gleichzeitig war der Ball auf die speziellen Eigenschaften des Landes (z.B. Höhenlagen der Spielstätten) ausgelegt. Muster und Name waren eine Hommage an die Azteken. Das Endspiel in diesem Jahr bestritten Argentinien und Deutschland. Das südamerikanische Land gewann das Match 3:2, wobei die legendäre Hand Gottes eine entscheidende Rolle spielte.
Die 90er Jahre: Ein gesamtdeutsches Team und Fußball erobert die USA
Etrusco Unico – Italien 1990
Die Weltmeisterschaft 1990 in Italien war für das Deutsche Team aus zweierlei Hinsicht etwas ganz Besonderes. Die Mannschaft wurde nach einem 1:0 gegen Argentinien nicht nur Weltmeister, sondern trat nach der Wiedervereinigung auch erstmals wieder mit einem Team an, das aus west- und ostdeutschen Spielern bestand. Der offizielle WM Ball hieß Etrusco Unico und war durch diverse Weiterentwicklungen nun komplett wasserabweisend. Auch bestand der Ball aus zwei Schichten.
Questra – USA 1994
Mit der WM 1994 in den USA eroberte der Fußball nun auch das Land des Basketballs, Footballs und Baseballs. Der WM Ball trug den Namen Questra, bei dem es weitere Modifizierungen gab, welche die Flugfähigkeit verbesserten. Der Name Questra stand für „Quest for the stars”. Das Endspiel bestritten Brasilien und Italien. Während das Spiel fast 120 Minuten eher dahintrottete, war das anschließende Elfmeterschießen an Spannung nicht zu überbieten. Brasilien behielt letztendlich die Nerven, gewann 3:2 und wurde zum vierten Mal Weltmeister.
Tricolore – Frankreich 1998
Im Gegensatz zu den vorherigen WM Bällen, war der Tricolore ein echter Farbklecks. So waren die drei Farben der französischen Nationalfahne (die Tricolore) und eine abstrakte Form des Nationalsymbols (Gallischer Hahn) auf dem Ball zu sehen. Der Ball war durch seine besondere innere Struktur extrem robust und sorgte für ein verbessertes Schuss- und Flugverhalten. Das Endspiel bestritten der Gastgeber Frankreich und Brasilien. Im eigenen Land wurde Frankreich auch Weltmeister und Schlug die Kicker vom Zuckerhut glatt mit 3:0.
Das neue Jahrtausend: Ein Sommermärchen und lautstarke Vuvuzelas
Fevernova – Südkorea und Japan 2002
Die erste Weltmeisterschaft im neuen Jahrtausend fand gleich in zwei Ländern statt. Sowohl Südkorea, als auch Japan begrüßten die besten Teams der Welt. Beim Turnier ging abermals Brasilien als Sieger hervor und schlug Deutschland im Finale klar mit 2:0. Der WM Ball trug den Namen Fevernova und konnte mit einem dezent asiatischen Muster überzeugen, dass erstmals nicht im Telestar-Stil gehalten wurde.
+Teamgeist – Deutschland 2006
Zum zweiten Mal nach 1974 fand in Deutschland 2006 eine Fußball Weltmeisterschaft statt. Man kann zurecht sagen, dass es sich hierbei um ein echtes Sommermärchen gehandelt hat, zumal vier Wochen lang Fans aus der ganzen Welt eine waschechte Fußballparty feierten. Das Endspiel gewann Italien. Das Team setzte sich im Endspiel mit 5:3 nach Elfmeterschießen gegen Frankreich durch. Der offizielle WM Ball trug den Namen + Teamgeist. Neben einer verbesserten Struktur wiesen alle eingesetzten Bälle eine Besonderheit auf. Auf dem Ball konnte man nämlich die Namen der beiden Teams, den Spielort und sogar die Uhrzeit lesen. Gleichzeitig gab es keine Wabenstruktur mehr.
Jabulani – Südafrika 2010
Erstmals fand 2010 eine Fußballweltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent statt. In Südafrika sorgten aber nicht nur die WM Bälle für Aufsehen, sondern auch die zahlreichen Vuvuzelas. Die traditionellen afrikanischen Tröten waren nahezu bei jedem Spiel zu hören und machten einen ohrenbetäubenden Krach. Am Ende wurde das Endspiel zwischen Spanien und der Niederlande ausgetragen. Spanien setzte sich dabei nach Verlängerung knapp mit 1:0 durch. Der offizielle WM Ball hieß Jabulani. Der Name bedeutet übersetzt feiern. Bei diesem Ball gab es ebenfalls einige Neuerungen. Allerdings übten gerade die Torhüter harsche Kritik an dem Spielgerät.
Brazuca – Brasilien 2014
Der offizielle Ball zur FIFA WM 2014 in Brasilien trug den Namen Brazuca. Erstmals in der Geschichte wurde der Name nicht von der FIFA bestimmt, sondern von den Fans selbst. Dazu wurde eine Internetumfrage erstellt, bei der Fans für ihren Favoriten abstimmen sollten. Brazuca erhielt bei über 1 Million Votes 77,8 Prozent der Stimmen. Auf Platz 2 landete „Bossa Nova“ (14,6 Prozent), auf Platz 3 wurde Carnavalesca (7,6 Prozent) gewählt.
Telstar 18 – Russland 2018
Der offizielle Ball zur FIFA WM 2018 in Russland trägt den Namen Adidas Telstar 18. In dem Design des WM Balls 2018 sind die Städte des Gastgeberlandes Russland sowie das Retro Design des berühmten Telstar, der 1970 in Mexiko zum Einsatz kam, vereint.
Al RIHLA – Qatar 2022
Der Name des Spielballs AL RIHLA beschreibt die Reise, die die Fußballer während des Turniers durchleben werden. Der weiße Hintergrund des offiziellen Spieballs der Weltmeisterschaft 2022 soll an die traditionellen, weißen Gewänder, auch als Qamis bekannt, erinnern. Die mehrfarbigen Akzente, mit den Hauptfarben blau, gelb und rot, soll an die Hochmoderne Architektur in der Hauptstadt Doha erinnern, welche bei Nacht ein unglaubliches Farbenspiel abgibt.